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28. März 2023

Warum ist es so schwer die nächste Google Aktie zu finden?

“VERMEIDE ES, AUF SCHEINBAR EINZIGARTIGE ERKENNTNISSE ZU REAGIEREN, DIE TATSÄCHLICH VON MILLIONEN ANDERER GETEILT WERDEN.”

– Jack Bogle

Dieser Blogbeitrag basiert auf den Gedanken von The Agony & The Ecstasy: The Risks and Rewards of a Concentrated Stock Position und Do Stocks Outperform Treasury Bills? (Folge 2 von 3 Folgen)

Weiters auf einer Studie von Longboard Asset Management mit dem Titel „ The Capitalism Distribution“.

Übergeordnet gibt es am Markt zwei verschiedene Anlageansätze um zu Investieren: Aktiv und Passiv

Aktive Investoren versuchen mit geschickter Aktienauswahl den Markt eine Überrendite (Alpha) abzuringen. Sie suchen zum Beispiel Unternehmen mit Wachstumsaussichten und steuern die Aus und Einstiegszeitpunkte.

Währenddessen versuchen passive Investoren die durchschnittliche Marktrendite zu erreichen. Passive Investoren versuchen nicht Aktien auszuwählen sondern kaufen meist einen Index und nehmen die Marktrendite anstatt nach einen Vorteil zu suchen.

Aktives Investieren ist nicht einfach

Es ist sehr schwer den Markt zu übertreffen. Wenn wir den Markt mit unserem Knowhow übertreffen wollen dann konkurrieren wir mit der Elite am Finanzmarkt und werden höchstwahrscheinlich den kürzeren ziehen.

In einer Studie von Hendrik Bessembinder „Do Stocks Outperform Treasury Bills? „ stellt er die Frage ob Aktien langfristig Anleihen übertreffen? Vom Risikostandpunkt müsste eine wesentliche Überrendite bei Aktien erkennbar sein um nicht risikolose festverzinsliche Anleihen vorzuziehen. Seine Erhebung umfasste 25.967 US – Aktien in den letzten 90 Jahren an den namhaften amerikanischen Börsen von 1926 bis 2017:

  • Weniger als 4% der gesamten Aktien sind für die überdurchschnittliche Rendite verantwortlich (1.092 von insgesamt 25.967)
  • 96% der Aktien erreichen nur die Rendite risikoloser einmonatiger Anleihen

Diese Studie zeigt sehr deutlich wie groß dass Risiko ist dass wir als Anleger eingehen wenn wir einzelne Aktien kaufen. Dieses Risiko wäre einfach durch Diversifikation mit einem breit aufgestellten Index ETF zu vermeiden.

Die Bessembinder Ergebnisse erklären auch klar warum schlecht diversifizierte aktive Strategien am häufigsten zu einer unterdurchschnittlichen Performance führen. Bessembinder erkannte dass schlecht diversifizierte Portfolios meist eine unterdurchschnittliche Rendite aufweisen weil sie die relativ wenigen Aktien weglassen die hohe positive Renditen erzielen.

Verschiedene Statistiken sprechen eine klare Sprache

Der durchschnittliche Anleger unterschreitet regelmäßig um  4 -5%  die Marktrendite.

Die gleichen Probleme haben Investmentprofis. Die Mehrheit der professionellen Anleger liegen langfristig unter der durchschnittlichen Marktrendite.

Zusammenfassend halten wir fest das die meisten Anleger, sowohl Privatanleger als auch Investmentprofis gegen den Markt verlieren. Deswegen sind die normalen Marktrenditen eigentlich überdurchschnittlich.

Somit sind Indexinvestitionen (ETF auf den S&P 500 oder den MSCI World) bei denen die durchschnittliche Marktrendite angestrebt wird wesentlich effektiver als die meisten aktiven Strategien.

Warum ist ein Index ETF fast immer die bessere Entscheidung als einzelne Aktien?

Diese Informationen stammen aus einer Studie von Longboard Asset Management mit dem Titel „ The Capitalism Distribution“ die 8.000 Aktien von 1983 bis 2006 im Russell 3000 untersuchten.

Die Autoren stellten fest dass über einen Zeitraum von 24 Jahren der Russell 3000 Index eine jährliche Rendite von 12,8% erreichte. Wie war die Aufteilung der Renditen im Index auf die einzelnen Aktien?

  • Die durchschnittliche Rendite der Aktien war 5,1% und somit 7,7% unter der Marktrendite
  • 64% der Aktien im Russell 3000 Index waren unterdurchschnittlich
  • 19% der Aktien verlieren mindestens 75% von ihrem Wert
  • 36% der Aktien im Russell 3000 Index waren überdurchschnittlich
  • 20% der Aktien waren für alle Gewinne verantwortlich

Aktienrenditen sind nicht normal verteilt und daher sind einzelne Aktien viel riskanter als wir glauben. Für jedes einzigartige Unternehmen wie Amazon gibt es tausende Unternehmen die sich auf und ab bewegen und irgendwann vom Markt verschwinden. Die Verführung sich an der Börse mit aktiven Investieren zu versuchen ist das Potential für Lottogewinner.

Die oben erwähnte Studie ergab das 6,1% der Aktien den Markt um mehr als 500% übertrifft. Einige grosse Gewinner führen zu diesem hervorragenden Schnitt von 12,8%. Natürlich ist die Frage können wir diese 6,1% ausfindig machen, den richtigen Einstiegszeitpunkt finden und danach dann so lange halten?

Jeder aktive Anleger muss sich vergegenwärtigen dass die Chance von 1:5 besteht mindestens 75% seiner Investition zu verlieren und die Chance von 1:3 eine Aktie zu finden die den Index übertrifft. Warum sollen wir uns diesem Risiko aussetzen wenn es mit einer Indexanlage so einfach ist den Marktdurchschnitt zu erreichen?

Nachfolgend die überarbeitete Studie von Longboard Asset Management mit dem Titel „The Capitalism Distribution“ für den Zeitraum von 1989 bis 2015. In dieser aktualisierten Studie untersuchte Longboard 14.500 Aktien. Der S&P 500 erzielte in den 26 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 10% und eine kumulierte Rendite von 1.324% ähnlich dem Russell 3000.

Ergebnisse der Studie:

• 9.500 sprich zwei Drittel aller Aktien lieferten keine Rendite

• 1.120 Aktien (7,7%) übertrafen den S&P 500 um mindestens 500%

• 3.683 der Aktien (25%) verlieren 75% von ihrem Wert

Diese Ergebnisse zeigen sehr deutlich wie riskant es ist in einzelne Aktien zu investieren. Wie in vielen Bereichen unseres Lebens funktioniert auch hier die 80/20 Regel. Die 2.942 besten Aktien, das sind ca. 20% der Gesamtaktien machten alle Gewinne aus. Wiederum erzielten 11.513 Aktien, das sind 80% der Gesamtaktien eine Gesamtrendite von 0%.

Trotz dieser minimalen ein Fünftel Chance mit nur 20% der Aktien die 100% der Rendite erzielten konnte ein Anleger der mit einem passiv verwalteten Indexfond entsprechend diversifiziert war eine Rendite von 10% pro Jahr und eine Gesamtrendite von mehr als 1.300% erreichen.

Auch wenn die durchschnittliche Rendite aller Aktien des S&P 500 negativ ist erreicht der Index aufgrund einiger überdurchschnittlicher Aktien eine insgesamt positive Rendite. Die Studie zeigt auch dass der Besitz von einzelnen Aktien lotterieähnlichen Charakter hat. Denn nur sehr kleiner Prozentsatz von überdurchschnittlichen Aktien macht die große Mehrheit der Renditen aus.

Hier sehen wir es in einer Graphik. 80% aller Aktien hatten eine kollektive Rendite von 0%. Das bedeutet dass wie oben erwähnt nur 20% der Aktien in diesem Zeitraum für den gesamten Marktgewinn verantwortlich waren.

In der Studie von JP Morgan The Agony & The Ecstasy: The Risks and Rewards of a Concentrated Stock Position  sind ähnliche Ergebnisse erkennbar:

Der kleine Block am rechten Rand sind die Amazon und Google Aktien. Diese 7% sind verantwortlich für die überdurchschnittlichen Ergebnisse. 93% sind nicht Amazon oder Google sondern entweder grosse Verlierer oder unterdurchschnittliche Aktien. Wenn wir einzelne Aktien kaufen ist das sowie im Casino wetten auf Rot oder Schwarz. Die nächste Apple Aktie zu finden ist wie wenn wir Lotto spielen und hoffen den Jackpot zu bekommen.

Das ist auch der Grund warum nur 5% der aktiven Fondmanager passive Index ETF übertreffen. Wie oben gezeigt, sind Aktienmarkt-Benchmarks stark von gigantischen Gewinnen einer Handvoll Aktien abhängig.

Die Konzentration übergroßer Gewinner dh. weniger als 4% der gesamten Aktien sind für die überdurchschnittliche Rendite verantwortlich (1.092 von insgesamt 25.967) wie oben erwähnt führt dazu dass sich aktive Fondmanager beinahe immer hinter einen passiven ETF der den ganzen Markt abbildet befinden. Die Wahrscheinlichkeit genau diese 4% aktiv über einen längeren Zeitraum herauszufiltern ist sehr gering. Wenn jedoch aufgrund zu geringer Diversifizierung diese 4% nicht enthalten sind ist eine Underperformance das Ergebnis.

Warum ist ein Index so effektiv?

Der Erfolg von einem Index ETF liegt vorrangig in seiner Konstruktionsmethodik. Der Russell 3000 ist wie auch die anderen Index ETF nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Erfolgreiche Unternehmen erhalten mit steigenden Aktienkursen größere Gewichtungen und erfolglose mit sinkenden Aktienkursen kleinere Gewichtungen im Index.

Sobald ein Unternehmen immer schwächer wird und somit nicht mehr den vordefinierten Index Kriterien entspricht wird es ausgewechselt. Das hat zur Folge dass Unternehmen mit einer negativen Rendite kürzer im Index verweilen als Performer. Unterdurchschnittliche Aktien beeinflussen somit die Indexrenditen über kürze Zeiträume. Die nach Marktkapitalisierung gewichtete Indexierung ist auf diese Weise wie ein einfaches Trendfolgesystem dass die erfolgreichen unterstützt und die erfolglosen bestraft.

Die oben angeführten Diagramme veranschaulichen den modernen Kapitalismus. Der Wettbewerb in der Wirtschaft und den Märkten setzt kreative Zerstörung in Bewegung bei der Gewinner auf Kosten von Verlierern gewinnen. Wir können versuchen die besten 20% zu kaufen und die anderen 80% vermeiden und damit den Durchschnitt zu übertreffen. Klingt theoretisch zwar vernünftig ist aber in der Praxis in einer Welt in der Informationen überall und jederzeit zur Verfügung stehen äußerst schwierig.

Erfolgreiches Investieren ist ähnlich wie gesund zu bleiben. Theoretisch sehr einfach und in der Praxis doch schwierig. Wir wissen dass wir uns mit richtiger Ernährung und gelegentlichem Training  sowie viel Bewegung gesund halten. Wir wissen auch dass erfolgreiches Investieren mit breiter Streuung (Diversifikation) und niedrigen Gebühren funktioniert. Doch werden wir ständig von emotionalen Versuchungen die sich negativ auf unsere Ernährung und Gesundheit auswirken verführt. Genauso ergeht es uns an der Börse. Der ständige Lärm und die Beschallung durch die Medien lässt uns oft vom Weg abkommen und anstatt zu Investieren mit einzelnen Aktien zu spekulieren und unseren Spielzwang auszuleben.

Kein Finanzberater oder Investmentprofi sondern der Markt bringt die Börsenrendite. Der ständige Lärm vor dem Vorhang (Finanzmedien, Kursschwankungen, Verschiedenste Finanzprodukte) ist für die Unterhaltung und das Spekulieren.

Das Investieren ist langweilig, leise und lautlos ohne Spektakel im Hintergrund. Wenn wir es schaffen langfristig  mit geringen Kosten diszipliniert zu diversifizieren schneiden wir besser ab als die überwiegende Mehrheit der Anleger.

Fazit

Wir wünschen dir größtmöglichen Anlageerfolg und unterstützen dich gerne dabei.

Dein ETF – Invest Team

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